Der Friese

DER FRIESE

Sie präsentieren sich durchweg als Rappen mit meist langer, dichter, welliger Mähne, buschigem, oft bis an den Boden reichendem Schweif und starkem Kötenbehang, den sogenannten "Federn".

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Der Friese, ein temperamentvolles und gehfreudiges, warmblütiges Reit- und Kutschpferd, verrät durch erhabenes Trabvermögen, steilem Halsaufsatz und einer besonders edlen Kopfform auf Anhieb den Bluteinfluss seiner spanischen Vorväter.

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Stark im Zug, ausdauernd im Schritt und ruhig im Trab besitzt das Friesenpferd eine hervorragende Eignung als Wagenpferd; er ist ein idealer Karossier.

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In den letzten Jahren interessieren sich auch zu-nehmend die Dressurreiter für das barocke Gangvermögen des Friesen. Der leichtere Körperbautyp mit kurzem Rücken, geringer Widerristhöhe und wendigem Galoppiervermögen verspricht die Eignung für dressurmäßige Lektionen, auch der Hohen Schule, unter dem Reiter.

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Auch in der Freizeitreiterei hat sich der Friese als trittsicheres Geländepferd erwiesen. Er ist gutartig, lammfromm und sehr gelehrig.

DIE GESCHICHTE DES FRIESEN

Die Verwandtschaft der "Schwarzen Friesen" zur Familie der altspanischen Pferde wird jedem Betrachter augenscheinlich, wenn sie in voller Aktion vorübertraben. Mögen sie auch auf Grund ihrer stämmigen Statur und Urwüchsigkeit völlig zu Unrecht gelegentlich für Kaltblüter gehalten werden. In ihren Adern pulst dasselbe altspanische Blut wie bei Lippizanern und Kladrubern. Sie erinnern in ihrem Exterieur noch am meisten an das ideale Kriegs- und Schulpferd des 16. und 17. Jahrhunderts; ein kraftvolles Pferd mit feinem trockenem Kopf, starkem, gebogenem, hochaufgesetztem Hals, breiter Brust, muskulöser Kruppe, gut bemuskelten Hintergliedmaßen mit stark ausgeprägten Gelenken.

Das Friesische Pferd gehört zu den ältesten Pferderassen Europas. Das bodenständige germanische Pferd, insbesondere dessen Variante, das urfriesische Warfenpferd, Messungen an Pferdeschädeln, gefunden in den Erdaufschüttungen für den Häuserbau, den sogenannten Warfen, ergaben deutliche Unterschiede zum Kaltbluttyp der Nordseeküste, wurde durch orientalische Blutzufuhr veredelt. Dem Andalusier als spanischen Urahn der "Schwarzen Friesen" kommt dabei im 16. und 17. Jahrhundert die Hauptbedeutung zu. Viele spanische Hengste wurden in die Niederlande gebracht. Das Friesenpferd bekam seinen guten Ruf als Schulpferd und Karossier mit hohem Kniebug und starker Hankenbiegung. Hengste dieser Rasse wurden sogar in andere Zuchtgebiete des altspanischen Pferdes exportiert, unter anderem wiederholt ins Königlich-Dänische Gestüt Frederiksborg, das damals zu den bekanntesten europäischen Zuchtstätten gehörte.

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Alle im Laufe der Jahrhunderte erlassenen Verordnungen und Gesetze zur Förderung der Zucht konnten nach fast 300 Jahren Reinzucht nicht verhindern, dass der Bestand der Friesen, die nicht mehr den modernen Ansprüchen der Käufer genügten, immer mehr zurückging. Auch die Gründung eines Stammbuches des friesischen Pferdes im Jahre 1878 brachte nicht den gewünschten Erfolg. Zweimal, in den Jahren 1896 und 1913, standen die Friesenpferde kurz vor dem Aussterben. Die Rettung kam in letzter Minute, als die friesischen Züchter zur Erhaltung der Rasse den Verband ÑHet Friesche Paardì gründeten. Allmählich ging es mit der Zucht des Friesenpferdes wieder aufwärts, die Qualität verbesserte sich, ihre Zahl wuchs.

Die heutigen Friesenpferde sind ausnahmslos Rappen. Als Abzeichen sind nur Flocke oder Stern gestattet. Die schwarze Farbe wurde schon immer bevorzugt, allerdings gab es in früheren Jahren auch Braune, vereinzelt sogar Schimmel und Füchse. Um die Jahrhundertwende ging der Anteil der Braunen auf 10 % zurück. Die letzte braune Stute wurde 1928 registriert. Seither dominiert die schwarze Farbe.

Als Zuchtziel gilt ein nicht zu schweres Warmblutpferd mit energischen Bewegungen, das vielseitig verwendbar ist. Lange Mähne, buschiger Schweif, dichter Kötenbehang an den Beinen; das sind die Äußerlichkeiten, die die Friesen kennzeichnen. Das Stockmaß beträgt bei den Stuten 154 bis 158cm, bei den Hengsten 158 bis 162cm. Der relativ kleine Kopf mit geradem oder leicht konkavem Profil und kleinen Ohren wird getragen von einem stark gebogenem, hochaufgesetzten Hals, der deutlich an den schönen Schwanenhals seiner Urahnen erinnert. Wie auf den idealisierten alten Stichen früherer Jahrhunderte wirken Rumpf und Körper, die breite Brust, die starke bemuskelte Vorhand und die muskulöse, ausreichend lange, gespaltene Kruppe stark und kräftig. Dieser Gesamteindruck wird noch unterstrichen durch die gut bemuskelten Hinterbeine und ihre ausgeprägten Gelenke.

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In der Provinz Friesland wurden die kräftigen, großrahmigen, aber auf ihre Art doch edlen Rappen als nützliche Arbeitspferde auf den Bauernhöfen noch bis in die 60er Jahre gehalten. Heute sind sie mehr oder weniger durch Maschinen verdrängt, haben dafür aber um so mehr ihren Platz gefunden als Sport- und Kutschpferd.

Züchterisch mag der Trend zum etwas leichteren, schlankeren, reitgerechterem gehen. Schon im vorigen Jahrhundert unterschied man vom schweren einen kleinen, trockeneren Typ des Friesen. Das Ziel bleibt der mittelschwere großrahmige Urtyp. Er soll in seiner typischen Bewegungsform mit hoher Knieaktion und starker Hankenbiegung erhalten bleiben.

Die Friesen zählen zu den ältesten Kulturpferderassen Europas und stellen somit ein wichtiges Kulturgut dar. Sie haben über Jahrhunderte ihre Eigenständigkeit bewahrt. Imponierende Rappen mit Persönlichkeitì - sie verdienen so genannt zu werden. Ihrem beeindruckendem Erscheinungsbild und ihrem eigenem Charakter verdanken sie eine Renaissance, an die vor Jahren noch niemand gedacht hätte.